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KARL MARX

visionär und rassist
über den Ursprung kommunistischer Gewalt



 
Häufig, wird behauptet, dass der Unterschied zwischen den beiden totalitären und menschenverachtenden Systemen, die unser Jahrhundert erschüttert haben, zwischen Faschismus und Kommunismus darin liege, dass der Faschismus seinen Ursprung in einem tiefem Hass gegen alles Humane und die Demokratie hat, während der Kommunismus im Grunde ein gutgemeintes und philantrophisches Streben nach dem Paradies auf Erden. Alle Irrwege von Marx' "reiner und wahrer Lehre" unter der das 20. Jahrhndert so litt, wie den "ideologischen Säuberungen", Massenhin-richtungen, -deportationen und anderen Unrechts seien nichts als Fehl-interpretationen. Der "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" habe nur noch keine Chance gehabt, sich zu beweisen. Stalinismus und andere Abarten der Tyrannei, die sich aus kommunistischer Ideologie heraus rechtfertigten, hätten angeblich nichts mit einem richtig verstandenen Marx zu tun.

Dann schauen wir Marx doch mal auf's Maul!


 
 
Das Entstehen eines Weltmarkts und die "Globalisierung" waren im Jahre 1848 schon erkennbar. Es lohnt sich eine kleine Zitatenlese aus dem "Kommunistischen Manifest" von Marx und Engels:

    "Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die
    Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. (...) Die uralten nationalen Industrien werden
    verdrängt durch neue Industrien, deren Einführung eine Lebensfrage für alle zivi- 
    lisierten Nationen wird, durch Industrien, die nicht mehr einheimische Rohstoffe, 
    sondern den entlegensten Zonen angehörige Rohstoffe verarbeiten und deren 
    Fabrikate nicht nur im Lande selbst sondern in allen Weltteilen zugleich verbraucht
    werden."

    "Die Bourgeoisie reißt (...) durch die unendlich erleichterte Kommunikation auch die
    barbarischsten Nationen in die Zivilisation."

Soweit Marx und Engels. Allerdings wissen wir, dass diese scharfsinnige Analyse Bestandteil eines der repressivsten Systeme der Weltgeschichte wurde. Wo steckt also das Falsche im Richtigen ? Welche Munition ist in ihren Texten versteckt, die für den späteren Gebrauch durch linkstotalitäre Ideologen geeignet war ?
Auffällig ist die militärische Färbung des Wortschatzes von Marx und Engels. Die Kräfte des Marktes sehen sie als Waffen, mit denen überständige Verhältnisse wie Festungsmauern zerschossen werden. Die Herstellung neuer Produktionsverhältnisse" verstehen sie als gigantischen Akt der Mobilmachung.
Mit dem Selbstverständnis der "Bourgeoisie" hatte dies gar nichts gemein: Deren Ziel war gerade die Verbannung von Gewalt aus dem öffentlichen Leben, äußerer Friede, das Eindämmen von Militär und Bürokratie, Freiheit von obrigkeitsstaatlicher Gänge- lung des Geistes. Das entsprach ihren Interessen. Grundlage der Marktverfassung ist der Marktfriede.
Marx und Engels aber zeichnen ein Bild eines militärischen Oberkommandos, in dem
die einzelnen Wirtschaftszweige als Teilarmeen fungieren. "Arbeitermassen, in der Fabrik zusammengedrängt, werden soldatisch organisiert. Sie werden als Industrie- soldaten unter die Aufsicht einer vollständigen Hierarchie von Unteroffizieren und Offizieren gestellt."
Das hat wenig mit dem tatsächlichen Verlauf der industriellen Revolution zu tun - dafür drängt sich der Vergleich mit dem Aufbau der sowjetischen Industrie geradezu auf.

Marx und Engels glänzten durch die Denunziation aller Gemäßigten. Die Revolution musste für sie nach dem Schema der Französischen Revolution ablaufen und am Ende die radikalste Partei - ihre Partei - an die Macht bringen. Mittel dazu war der Vernichtungskrieg gegen konterrevolutionäre Klassen und Völker.
Das qualitativ Neue einer Gesellschaft, die das Recht des Stärkeren ersetzt durch eine Kultur des Tausches und einer diskutierenden Öffentlichkeit, blieb ihnen fremd. Der das ganze 19. Jahrhundert beherrschende Diskurs, wie Gewalt zu bändigen sei und eine zivile Ordnung herzustellen sei, schien ihnen Heuchelei.

Dies kennzeichnet 1848 und 1849 durchgehen die Politik der Neuen Rheinischen Zeitung (NRZ), des "Organs der Demokratie". Für Marx und Engels, die beiden Chefs, ist klar: Ihre Vorstellung von "Demokratie" wird sich nur in "Weltkriegen" verwirklichen lassen.
Fix- und Angelpunkt ist die leidenschaftliche Propaganda eines revolutionären Krieges gegen Russland, dessen Zarentum der Hort der "Reaktion" ist. Man hat in der Dauerpolemik der NRZ gegen Russland und slawische Völker  einen heimlichen Nationalismus gelesen, doch die Quelle dieses Hasses ist eine andere.
Die NRZ schoss sich auf die Tschechen, Slowaken und Ruthenen (Ukrainer) ein, deren Bauernbevölkerung ihren Grundherren mehr traute als ihren Demokraten.
Während im Juni 1848 noch den Tschechen das Zertifikat "sozialrevolutionär" zugestanden wird, wandelt sich das Urteil im Laufe des Sommers. Als im Herbst kroatische, ruthenische und tschechische Regimenter gegen die ungarischen und Wiener Aufständischen vorgehen, wird die NRZ-Redaktion feindselig.
Engels kann selbst an den demokratischen Kräften unter den Tschechen nur "Schurken oder Phantasten" erkennen. Als der Wiener Oktoberaufstand niederge- schlagen wird, schwindet jede Zurückhaltung. Die Korrespondenten der NRZ aus Wien, namentlich der rassistische Müller-Tellering, titulieren die kleinen slawischen Völker nur noch als "tierisch-blödsinnige Slaven", "blödsinnige Slavenesel", "nieder- trächtige Hunde von Slaven und Ruthenen", "Tschechenhunde" und "Kroaten- abschaum".
Im Februar 1849 legt Müller-Tellering antisemitisch nach: "Man fühlt in Österreich im
ganzen Volke, dass das Judenvolk dort die niederträchtigste Sorte von Bourgeoisie
und den gemeinsten Schacher repräsentiert, darin liegt die ganze Antipathie gegen
das Judengesindel."
Die Chefredakteure in Köln deckten all das. Marx selber schrieb Ende des Jahres in
einem Leitartikel: "In Wien erwürgten Kroaten, Panduren, Tschechen, Sereschaner (eine aus Südslawen gebildete Heerestruppe) und ähnliches Lumpengesindel die germanische Freiheit."

Wer dies als typisch für den damaligen Stil streitbarer Publizistik herunterspielt, der unterschätzt den nach Systematisierung (!) drängenden Geist der Väter des Marxismus. Sie zaubert en aus dem Hut eine Theorie der "Völkerabfälle", dem Untergang geweiht. "Der nächste Weltkrieg wird nicht nur reaktionäre Klassen und Dynastien, er wird auch ganze reaktionäre Völker vom Erdboden verschwinden machen. Und das ist auch ein Fortschritt", schreibt Engels.
Deshalb fordert er einen "unerbittlichen Kampf auf Leben und Tod mit dem revolutions-
verräterischem Slaventum; Vernichtungskampf und rücksichtslosen Terrorismus. (...)
Auf die sentimentalen Brüderschaftsphrasen (...) antworten wir: daß der Russenhaß die erste revolutionäre Leidenschaft bei den Deutschen war und noch ist; daß seit der Revolution der Tschechen- und Kroatenhaß hinzugekommen ist."
Engels hatte nichts übrig für den Anarchisten Bakunin und seine Parteinahme für die Südslawen, die unter dem Joch der ungarischen Revolutionsregierung standen. Die Ungarn seien im Gegenteil viel zu nachgiebig gegenüber den Kroaten, das sei konter- revolutionär. 
Für die beiden Revolutionstheoretiker ist das Slawentum - mit Ausnahme der Polen - eine einzige "Vendée" (in der Französischen Revolution lehnten sich Bauern aus der Vendée gegen das jakobinische Regime auf). Nach dem Vorbild der Jakobiner müsse man die Slawen mit Feuer und Schwert austilgen. 
Marx und Engels meinten nicht unbedingt die physische Ausrottung, sondern "nur" die terroristische Unterdrückung der Nationalbewegungen und des Panslawismus. Sie unterschieden zwischen fortschrittlichen Nationen, die ein Lebensrecht haben und "geschichtslosen" Völkern, die nur die Knute verdienen.

Inwieweit sie damit der Legitimation der Ausrottung ganzer Nationalitäten in kom- munistischen Diktaturen vorgearbeitet haben, ist eine interessante Frage. Stalin, Mao Tse-Tung, Pol Pot und Mengistu haben "konterrevolutionäre" Klassen und Völker liquidiert, ohne sich im Einzelnen auf Marx zu berufen.
Ihr kriegerisches Verständnis der gesellschaftlichen Entwicklung hinderte Marx und Engels daran, die bürgerliche Zivilgesellschaft zu begreifen. Sie übersahen, dass das Freihandelsinteresse von britischen Manchester-Industriellen durchaus korrespondierte mit linksliberalen Prinzipien, internationalen Friedensbestrebungen und dem Willen zu sozialen und politischen Reformen.  Für sie war das allenfalls die sentimentale Bemäntelung  eines reinen Profitinteresses. (Heute steht die amerikanische Politik  bei der europäischen Linken unter einem ähnlichen ideologischen Verdacht.)
In fast allen Äusserungen über die Mächte des 19. Jahrhunderts bleibt von Marxens Klarsicht in Sachen Weltmarkt wenig übrig. Statt dessen regieren Gewaltphantasien, die sich mit Versatzstücken aus Hegels Volksgeistlehre tarnen, wonach sich jede höhere zivilisatorische Stufe in einer konkreten Nation verkörpere.
Der Hegelianismus offenbart sich in späteren Jahren noch deutlicher in Engels' Polemik gegen Bakunin, dessen Beharren auf dem Lebensrecht der slawischen Bauernvölker gegen die Germanisierung mit Hohn bedacht wird:

Es sei ein Verbrechen, "daß die Deutschen und Magyaren zu der Zeit, als in Europa die großen Monarchien eine 'historische Notwendigkeit' wurden, alle diese kleinen, verkrüppelten Natiönchen zu einem großen Reich zusammenschlugen und sie dadurch befähigten, an einer geschichtlichen Entwicklung teilzunehmen, der sie, sich überlassen gänzlich fremd geblieben wären. Freilich, dergleichen läßt sich nicht durchsetzen, ohne manch sanftes Nationalblümchen gewaltsam zu zerknicken. Aber ohne Gewalt und eherne Rücksichtslosigkeit wird nichts durchgesetzt in der Geschichte."

An anderer Stelle statuiert Engels das Urteil: "Die ganze frühere Geschichte Öster- reichs beweist es bis auf den heutigen Tag, und das Jahr 1848 hat es bestätigt: Unter allen Natiönchen Österreichs sind nur drei, die aktiv in die Geschichte eingegriffen haben, die noch jetzt lebensfähig sind - die Deutschen, die Polen, die Magyaren. Daher sind sie jetzt revolutionär. Alle anderen kleinen Stämme und Völker haben zunächst die Mission, im revolutionären Weltsturm unterzugehen."

1851 holt Engels in einem Brief an Marx die letzte slawische Nation aus seinem Pantheon: "Die Polen haben nie etwas anderes in der Geschichte getan, als tapfre, krakeelsüchtige Dummheit gespielt. Auch nicht ein einziger Moment ist anzugeben, wo Polen (...) den Fortschritt mit Erfolg repräsentierte oder irgendetwas von historischer Bedeutung tat."

In alldem zeigt sich - gegen das bürgerliche Prinzip der Gewaltenteilung und -begrenzung - das alte absolutistische Prinzip, wonach Opposition gegen den Herrscher ein Verbrechen ist. Im Zentrum der kapitalistischen Welt, in Großbritannien, hatte sich längst eine neue politische Kultur und ein liberaler Rechtsstaat heraus-
gebildet. Nutznießer waren die geschlagenen Revolutionäre des Kontinents von Mazzini bis Kossuth, von Marx bis Engels. Sie wussten ihr sicheres Exil zu schätzen.

Im Herzen der Weltbourgeoisie war durch kluge Reformen der Ausbruch einer Revolution verhindert worden. Der freie Wettbewerb wurde abgesichert durch den legitimen Wettbewerb im politischen Bereich. Der spätere Tory-Premierminister
Disraeli lobte 1845 die "gesunde und heilsame Kontrolle durch eine verfassungs-
 mäßige Opposition". Die Wahlrechtsreformen, die Abschaffung der Schutzzölle, die Fabrikgesetzgebung, die Ächtung der Sklaverei wurden nicht "auf dem Schlachtfeld" erkämpft, sondern von wechselnden Koalitionen der Vernunft, von fortschrittlichen Aristokraten, Kirchenleuten, gemäßigten Arbeiterführern und realitätstüchtigen Industriellen.
Und: Es waren englische "Bourgeois", die neben Amerikanern und Schweizern zum Motor einer Weltfriedensbewegung wurden. Der Dritte Weltfriedenskongress wurde 1850 in der Frankfurter Paulskirche abgehalten, in einer Zeit, als Revolutionäre noch imaginäre Armeen über ein phantasiertes Weltkriegsschlachtfeld schoben.

Dieser Artikel erschien in "Die Zeit" am 28. Mai 1998.  Autor ist Albert C. Sellner.
 
 

Ich bin mir sicher ihr habt hierzu eine Meinung und möchtet mir die
doch sicher auch mitteilen... na???
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mit und E- mail mir jetzt ! an mich gesandt.


 
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Letzte Überarbeitung: 25.02.2000
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