Inhalt
| Hintergrund | Wirkung
& Rezension | Stil & Formales
| Interpretation
Zum Inhalt: |
Die Hauptperson
von Goethe's Briefroman stellt Werther dar. Man erfährt aus seinen
Briefen an seinen Freund Wilhelm, dass er wenig älter als 20
Jahre ist und sich noch nicht schlüssig ist, welchen Sinn er seinem
Leben geben soll, welcher Beschäftigung er nachgehen soll.
Eine weitere Rolle nimmt Lotte ein, die 19jährige Tochter eines verwitweten Amts- mannes. Sie führt den Haushalt seit dem Tod ihrer Mutter allein und kümmert sich liebevoll um ihren vielen kleineren Geschwister. Lotte ist seit vier Jahren mit dem 11 Jahre älteren (sprich 30jährigen) Gesellschaftssekretär Albert verlobt, der ein gütiger, gutmütiger Mann ist, aber zum Widersacher Werthers wird. Über Wilhelm, den Adressaten von Werthers Briefen erfährt der Leser nichts, auch auf den Inhalt seiner Briefe muss man aus dem Kontext schließen. Der Leser nimmt so selbst dessen Rolle ein. Werther, der aus
bürgerlichen Verhältnissen stammt, verläßt sein zuhause,
um Erb- schaftsangelegenheiten für seine Mutter zu regeln. Schon bald
vernachlässigt er jedoch seine Aufgaben und bringt seine Zeit mit
dem Genießen seiner Umgebung, langen Nachmittagen im Gras bei. Er
schließt schnell Freundschaft mit den netten Menschen, die sein "Paradies"
bevölkern. Von neuen Bekanntschaften zu einem Ball eingeladen, lernt
er auf der Fahrt dorthin Lotte kennen und verliebt sich vom ersten Augenblick
an in sie, obwohl er weiß, dass sie bereits verlobt ist. Während
eines Ge- witters auf dem Ball, wird beiden ihre Zuneigung klar, als sie
an ein Gedicht von Klop- stock denken müssen. In der folgenden Zeit
besucht Werther Lotte nahezu täglich und verlebt in ihrer Nähe
glückliche Stunden.
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Zum Hintergrund: |
Um beantworten zu
können, inwiefern die im "Werther" geschilderten Ereignisse auto-
biographische Züge tragen, muss man sich über die Hintergründe
der Entstehungsge- schichte klar werden.
Schon bald nach Erscheinen von "Die Leiden des jungen Werthers" wird Goethe da- rauf angesprochen, ob Werther den wirklich gelebt hat und wo sich die Geschichte abgespielt hat. Es wird bald klar, dass sich im Grunde genommen hinter Werther Goethe selbst verbirgt. So schreibt er 1815 dem Komponisten Carl Friedrich Zelter:
"Dass alle Symptome dieser wunderlichen,
so natürlichen als unnatürlichen
Genauer gesagt sind
es wohl aber drei verschiedene Einflüsse, die zur Entstehung des "Werther"
beigetragen haben.
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Zu Wirkung & Rezension: |
Innerhalb kürzester
Zeit erscheinen immer neue Drucke des Romans und er avanciert zu dem, was
man heute als "bestseller" bezeichnen würde. Schon bald werden Über-
setzungen ins Französische, Englische und viele andere europäische
Sprachen her- ausgegeben und verkaufen sich ähnlich erfolgreich. Seinen
Autor, Johann Wolfgang Goethe macht der Briefroman erst 23jährig schlagartig
berühmt, und zum "Popstar".
Aus allen Teilen Deutschlands und ebenso aus dem Ausland pilgern die Menschen geradezu zu Goethes Haus um den Autor des "Werther" kennenzulernen; einfluß- reiche und adelige Persönlichkeiten geben sich die Klinke in die Hand. So macht Goethe z.B. auch die Bekannschaft des Herzogs Karl August, der ihn später nach Weimar holt. Mit seinem Roman voller Gefühl, der beschrieb, was die vorher literarisch vernachläs- sigte Jugend aus eigenen Empfindungen kannte, hatte Goethe voll den "Zeitgeist" getroffen. Die Lektüre der "Leiden des jungen Werthers" wurde praktisch in allen Schichten der Gesellschaft zu einem Muß und bot reichen Gesprächsstoff. Die Be- geisterung für das Buch und seine gefühlvolle Geschichte entwickelt die wohl erste erfolgreiche und umfassende "Merchandising"-Kampagne der Literaturgeschichte. Die Mode der Jugend wird bestimmt von der "Werther-Tracht", d.h. blauer Frack mit Messingknöpfen, gelbe Weste, braune Stulpenstiefel und runder Filzhut sind das, was der modebewußte Stürmer&Dränger trägt. Man kann Werther-Porzellanfigürchen, Tas- sen mit Bildern zum Buch, Werther-Parfum, Fächer mit dem Bild Werthers und ähnlich Unerläßliches käuflich erwerben. Vor allem von den Kritikern des Buches wird der Vorwurf geäußert, dass es in Folge des Romans zu einem sprunghaften Anstieg von Selbstmorden kam. Goethe selbst hält allerdings nichts von denen, die "glauben, man müsse die Poesie in Wirklichkeit verwandeln, einen solchen Roman nachspielen, und sich allenfalls selbst erschies- sen." Auch die Kirche polemisierte gegen das Werk, da Selbstmord ein sündiger Eingriff in die Vorrechte des Schöpfergottes ist und das Buch den Geist schwacher Gemüter leicht verderben könne. So wurde der Roman in Leipzig, Bayern und Österreich auf den Index gesetzt. Die Bedeutung des "Werther" läßt sich darüber hinaus an den unzähligen Werken ab- lesen, die in seiner Nachfolge erschienen. Sei es als Kritik oder Satire auf Goethes Werk oder als Nach- und Neubearbeitung des Themas. Beispiele sind Werke von Lenz, Kleist, Alexandre Dumas und Nestroy. Sogar Hitlers Einpeitscher Goebbels mißbrauchte das wohlbekannte Motiv 1929 für einen anti-semitischen Pamphlet. Am bekanntesten dürften heutzutage jedoch wohl "Die neuen Leiden des jungen W." von Ulrich Plenzdorff. Literarisch gesehen erhält das Werk seine größte Bedeutung aus der Tatsache, dass es als Initialzündung für die Epoche des Sturm&Drang angesehen wird. In Kritik an und kritisiert von der etablierten Aufklärung und deren Vertretern, wie Lessing, Nikolai oder Mendelsohn, die ihn ihrer rationellen Welt kein Platz für solche Gefühlsduselei haben, bildet sich eine Generation junger Dichter. Der Werther soll zum Urtyp des leiden- schaftlichen, emotionalen Genies werden, die sich in den Werken dieser Epoche finden. Autoren wie Lenz, Bürger oder Schubert wird durch den publizistischen Erfolg des "Werther" der Weg gebahnt. Der außergewöhnliche und eigentlich noch immer unübertroffene Erfolg des Romans läßt sich wohl, darauf zurückführen, dass Goethe authentisch schrieb, da er Selbster- lebtes verarbeitete. Gerade die vorwiegend junge Leserschaft Goethes können "Werther" und seine Gefühle nachempfinden, denn, so Goethe 1821 zu seinem Sek- reatär Eckermann,
''Es müßte schlimm sein, wenn
nicht jeder einmal in seinem Leben eine
Für ein eindrucksvolleres Leseerlebnis wird empfohlen, genau dann den "Werther" zu lesen, ihn sich allerdings nicht zu sehr als Parabel auf das eigene Erleben vorzustellen !!! |
Zum Stil & Formales: |
Bei Lektüre
des Romans, fühlt man sich an eine Biographie erinnert. Dieser Eindruck
beginnt schon im Vorwort, wo Goethe als imaginärer Biograph spricht:
"Was ich von der Geschichte des armen Werther
nur habe auffinden
Die Authenzität des Romans wird also von Anfang an betont, der Leser muß zu dem Schluß kommen, dass hier reelle Ereignisse nacherzählt werden. Noch verstärkt wird dieses Gefühl dadurch, dass sich der Verfasser im zweiten Teil des Romans ganz konkret ins Geschehen einklinkt, um die noch erhaltenen Briefe durch eigene Berichte zu ergänzen. An einigen Stellen wird diese scheinbare Authenzität dadurch unter- mauert, dass Goethe ganz im Stil moderner Nachrichtenmagazine Namen von Neben- personen auf Initiale kürzt und Ortsnamen abändert. Als täte er das aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes oder ähnlichem. Auch eine Anmerkung à la "Name von der Redaktion geändert" fehlt an diesen Stellen nicht. Der ganze Roman ist -abgesehen von den Einschüben des Verfassers gegen Ende- vollkommen in Form von Briefen mit Datierung abgefasst. So kann der Leser genau die Leiden Werthers auch in zeitlicher Abfolge nachvollziehen. Der Leser übernimmt die Rolle des Adressaten Wilhelm, ihm wird wie einem Tagebuch, und daher äußerst intim, alles anvertraut, was der Held durchlebt. |
Zur Interpretation: |
Dadurch, dass die
Antworten auf Werthers Briefe bestenfalls zu erraten sind, stellt sich
bald eine monologartige Situation ein. Es ist, als führe Werther ein
Gespräch mit sei- nem anderen ich, dem er von seinen Gefühlen,
seinen Leiden berichtet.
Schon daraus kann man einen Schluß auf die isolierte Stellung Werthers ziehen. Er findet, als tatkräftiges, emotionales Sturm&Drang Genie in seiner Umwelt, niemanden, der ihm ebenbürtig wäre. Und auch Wilhelm (keine große Seele), kann ihn mit einzig an die Vernunft appellierenden Vorschlägen nicht aus seinem Weltschmerz heraus- führen. Die Vernunft hat keinen Platz, keine Daseinsberechtigung in den Herzensange- legenheiten Werthers. Die Einsamkeit ist selbstgewählt, da er sich ansonsten durch die "fatalen, bürgerlichen Verhältnisse" eingeengt sieht.
"Wenn ich die Einschränkung
so ansehe, in welche die tätigen und for-
Mit seinen "überspannten Ideen" ist er als Bürgerlicher auch in Adelsdiensten sehr eingeschränkt, was er nicht lange ertragen kann. Aber schon früh sieht er einen engdültigen Ausweg aus der Unfreiheit des Lebens: Selbstmord.
"Und
dann, so eingeschränkt er ist, hält er doch immer im Herzen das
Der Selbstmord wird
somit zur Verkörperung des Naturrechts auf Freiheit, die keine Obrigkeit
dem Menschen zu nehmen vermag.
"...Wenn ich bei ihr gesessen bin, zwei,
drei Stunden, und mich an ihrer
Werthers Liebe birgt also schon in ihrer Unbedingtheit - er will nur sie, sieht in allem nur immer sie - das Verhängnis für ihn. Denn da diese unbedingte Liebe im mora- lischen und gesellschaftlichen Rahmen des späten 18. Jahrhunderts und durch die Ablehnung Lottes keine Hoffnung auf Erfüllung haben kann, wächst ihn ihm die Sehn- sucht nach dem Tod. So schreibt er am 16. März:
"Ach, ich hab hundertmal ein Messer ergriffen,
um diesem gedrängtem
Neben dem Selbstmord
sieht Werther nur zwei weitere Erlösungen aus seiner schier ausweglosen
Situation:
Werther wählt
schließlich den Selbstmord, da er es als seinen Fehler ansieht, dass
sein "Herz tot ist".
Die Ursache ist also innerlicher Natur und scheint beständig. Die
Selbsttötung erscheint als einzige Möglichkeit, dagegen vorzugehen.
All diese Merkmale
grenzen "Die Leiden des jungen Werthers"
von der vorherge- henden Literatur der Aufklärung ab. Dass so
persönlich über eine gegen die starren Regel einer Ständegesellschaft
verstossenden Liebe berichtet wird, die darüber hinaus noch in der
Todsünde eines Selbstmordes ihr Ende findet, war unerhört. Die
zentrale Rolle, die der Liebe und der restlichen Gefühlspalette in
Goethes bahnbrech- endem Werk eingeräumt wird, traf nicht nur den
Zeitgeist der Leserschaft. sondern machte auch gewaltigen Eindruck auf
andere junge Literaten. Eine neue Generation hatte nun ihre inhaltliche
Rebellion gegen das literarische Establishment gefunden.
Auch wenn wir auf
den ersten Blick in Goethes altertümlich und schmachtend wir- kender
Sprache keinen persönlichen Bezugspunkt finden, so stellt sich nach
einem tieferen Anlesen heraus, das der junge Goethe einen zeitlosen Roman
geschaffen hat.
''Es müßte schlimm sein, wenn
nicht jeder einmal in seinem Leben eine
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Inhalt
| Hintergrund | Wirkung
& Rezension | Stil & Formales
| Interpretation
c
Alle,
deren Wissensdurst nach Werther-Angelegenheiten noch nicht gestillt
ist,
sind herzlich eingeladen, mit den folgenden Links das Netz weiter nach
WERTHER
zu durchsurfen...
Sturm
& Drang - Eine Einführung bei WERTHERsWELT
Werther online lesen beim Projekt Gutenberg (deutsch)...
Wikipedia-Artikel zu "Die Leiden des jungen Werther"
Goethes Werther
- Die Biographischen Bezüge - Goethe, Charlotte Buff, K-W Jerusalem
Werther in New
York - Hintergrundinfos zu Entstehung und Inhalt und viele Links
Thomas Schneider zu Goethe's,
Plenzdorfs und Doillons Werter
Eine
kurz Inhaltsangabe zum Roman (deutsch)
A
dictionary of sensibilty (Wörterbuch der Empfindsamlkeit) - mit vielen
Lesebesipielen aus WERTHER (englisch)
Ein
Buch zum Selbstmord Carl Wilhelm Jerusalem und dessen Wirkung in Aufklärung
& Empfindsamkeit
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Goethe
- la sua vita e le sue opere (p.e. Werther) (in Italiano)
The
Importance of Shepherding One's Love: Anima Possession in The Idylls of Theocritus
and Goethe's The Sorrows of Young Werther - Eine psychologische Abhandlung über
Liebe und Seele im Werther (englisch)
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